Ayurveda – Die Wissenschaft vom gesunden Leben
So wird Ayurveda korrekt übersetzt. Sie ist keine rein naturwissenschaftlich orientierte Heilkunde, sondern wesentlich mehr, nämlich eine Lehre der Medizin. Sie beruht auf der Erkenntnis, dass der Mensch als eine Einheit aus Körper, Seele und Geist gesehen und behandelt werden muss. Alles hängt vom Gleichgewicht des Individuums ab, eine Ausgewogenheit sowohl im Inneren als auch nach außen hin muss gegeben sein, eine Ausgewogenheit zur Umwelt und zum Kosmos.
Die Ursprünge von Ayurveda sind in Indien zu suchen. Die westliche Schulmedizin kam erst im Zuge der Kolonialisierung dorthin. Hier gilt die Regel: die westliche Medizin hilft kurzfristig, Ayurveda langfristig. Besonders bei chronischen Erkrankungen wie z.B. Rheuma, Migräne, Stoffwechselstörungen und alle daraus entstehenden Erkrankungen wie z.B. der Haut hat Ayurveda große Erfolge.
Der klassische Ayurvedaarzt wird Vaidya genannt. Seine Aufgabe besteht darin, die Harmonie und das Gleichgewicht bei seinen Schutzbefohlenen (so werden Patienten in der Ayurveda-Heilkunde genannt) zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Das Verhältnis zwischen Arzt und Patient sollte eher dem eines Lehrers zu seinem Schüler gleichen. Ein ayurvedisches Wunschziel lautet „Dem Leben mehr Jahre und den Jahren mehr Leben schenken.“
Dem Vaidya stehen als Hilfsmittel außergewöhnliche pflanzliche Arzneimittel, Wassertherapie, Massagelehren und Diätetik zur Verfügung. Die Ausbildung zum Vaidya dauert 12 Semester und darf nur mit staatlicher Genehmigung und offiziellem Zertifikat ausgeübt werden.
Ayurveda ist vorwiegend eine Naturheilkunde. Rund 5.000 Pflanzen gehören zum ayurvedischen Arzneischatz. Ayurveda ist aber auch eine hochentwickelte Lebensphilosophie, ein ganzes medizinisches System, das den menschlichen Sinnen noch „vertraut“.
Obwohl Ayurveda rund 3.500 Jahre alt ist, passt sie auch in unser Industriezeitalter. Unser Kontakt zur Natur hat sich in den letzten 200 Jahren grundlegend geändert. Dieses „weg von der Natur“ hat unser Gleichgewicht zerstört. Wir müssen nun wieder lernen, mit der Natur und uns in Harmonie zu leben.
In der Lehre von Ayurveda ist nicht die Entstehung von Krankheiten beschrieben, sondern auch viele Maßnahmen zu deren Verhütung und vor allen zur Erhaltung der psychischen und physischen Gesundheit. Die Diagnose stellt der Vaidya nicht mit Hilfe von Laborwerten, Röntgenbildern und sonstigen uns vertrauten Diagnosehilfen. Die wichtigsten Methoden sind die Augen-, Zungen und die Pulsdiagnose.
Mit Zeige-, Mittel und Ringfinger spürt der Vaidya den Strom in den Adern. Über den Puls lässt sich genau ermitteln, was gerade in unseren Organen vorgeht. Die ganze Symphonie der körperlichen Signale werden im Puls gebündelt. Dabei erfühlt der Vaidya den Allgemeinzustand des Patienten und seiner Energieflüsse.
Vata steuert die Bewegungsabläufe, Pitta kurbelt den Stoffwechsel an, und Kapha gibt die Struktur. Gesundheit entspricht dem Gleichgewicht dieser drei sogenannten Doshas. Krankheiten können ausbrechen, wenn sich die Doshas im Ungleichgewicht befinden. Der Ayurveda-Typ eines jeden einzelnen ist auch entscheidend dafür, welche Nahrungsmittel und Gewürze er meiden soll und welche seiner Gesundheit förderlich sind. Ein ayurvedischer Grundsatz lautet „Lasst eure Nahrung eure Medizin sein“. Die Nahrung ist ein wichtiger Weg zur Harmonisierung der Doshas.
Die drei Doshas
Vata verbindet Luft mit dem Ätherelement, wobei die Luft vorherrscht. Vata steht für Bewegung und Fluss. Vata steuert das Wachstum, regelt die Aktivität des Geistes und der Sinnesorgane und bewirkt Wachheit, Klarheit und Kreativität. Vata kontrolliert die beiden anderen Doshas und kann entsprechend auch als „Schrittmacher der biologischen Aktivität“ bezeichnet werden.
Merkmale: beweglich, schnell, leicht, kalt, subtil, rauh, trocken
Eigenschaften: geringes Gewicht und leichter Körperbau, Begeisterungsfähigkeit, Neigung zu trockener Haut, Geht Dinge schnell an, Abneigung gegen kaltes und windiges Wetter, Unregelmäßiger Hunger und unregelmäßige Verdauung, Neigung zu Verstopfung, Schnelle Auffassungsgabe und gutes Kurzzeitgedächtnis, Neigung zu Sorgen und Kummer. Leichter unterbrochener Schlaf
Ist das Dosha Vata nicht im Gleichgewicht, kann das die Ursache für folgende
Krankheiten sein: Gewichtsverlust, Schwäche, Verstopfung, Lähmung, Arthrose, Bluthochdruck, rauhe Haut, Angst, Ruhe- und Schlaflosigkeit
Ausgeglichenes Vata sorgt für Vitalität, Abwehrkraft, gesunden Schlaf, gute Bildung der Körpergewebe, geregelte Verdauung, Heiterkeit, klarer und wacher Geist
Pitta
In erster Linie ist Pitta das Feuerelement. Wasser ist ihm als zweites Element zugeordnet Pitta ist für den Stoffwechsel und die Verdauung zuständig. Pitta regelt den Wärmehaushalt des Körpers. Eine weitere Funktion ist der Intellekt und der emotionale Ausdruck.
Merkmale: heiß, scharf, leicht sauer, durchdringend, leicht ölig
Eigenschaften: mittelschwerer Körperbau, arbeitet sehr systematisch und organisiert, Abneigung gegen Hitze. starker Hunger und gute Verdauung. kann Mahlzeiten schlecht ausfallen lassen, mittlere Auffassungsgabe und Gedächtnis, guter Rechner, Erlerntes systematisch wiedergeben, unternehmungslustig, mutiger Charakter, Neigung zu Ungeduld, Ärger, leicht erregbar, bevorzugt kalte Speisen und kühle Getränke, Neigung zu Sommersprossen und Muttermalen
Ist das Dosha Pitta nicht im Gleichgewicht, kann das die Ursache für folgende
Krankheiten sein: Verdauungs- und Leberfunktionsstörungen, Entzündungen, Hautkrankheiten, ungenügender Schlaf, brennende Empfindungen, starkes Schwitzen, übersäuerter Magen, Reizbarkeit.
Ausgeglichenes Pitta sorgt für gute Verdauung, Zufriedenheit, reine Haut, geschmeidiger Körper, ausgewogene Körperwärme, ausgeglichenes Seelenleben
Kapha ist die Verknüpfung von Wasser mit dem Erdelement, wobei das Wasser vorherrscht.
Die Körperstrukturen und der Flüssigkeitshaushalt sind wichtige Aufgaben von Kapha. Auch Zusammenhalt und Stabilität der Strukturen unseres Körpers sowie die Förderung unserer biologischen Stärke werden Kapha zugeordnet.
Merkmale: schwer, ölig, kalt, stabil, glatt, fest, träge
Eigenschaften: stabiler, schwerer Körperbau, große Stärke und Ausdauer, geht Dinge methodisch und langsam an, Neigung zu glatter und fetter Haut, geringes Hungergefühl und langsame Verdauung, ruhige und beständige Persönlichkeit, langsame Auffassungsgabe, aber gutes Langzeitgedächtnis, tiefer und langer Schlaf, kräftiges, eher dunkles Haar, ist schwer aus der Ruhe zu bringen
Ist das Dosha Kapha nicht im Gleichgewicht, kann das die Ursache für folgende
Krankheiten sein: Gewichtszunahme, schwache Gelenke, großes Schlafbedürfnis, Trägheit, Blässe, Kälte, Depression
Ausgeglichenes Kapha sorgt für Kraft, Würde, gesunde Gelenke, geistige Stabilität, Nachsicht, Mut, Vitalität, wohlproportionierter Körper
Die Fünf Elemente – Bausteine des Lebens
Die Natur wird im westlichen Denken als etwas zweidimensionales gesehen. Die Ebenen sind Materie und Energie. Ayurveda kennt ebenfalls zwei Ebenen, die unserer sinnlichen Wahrnehmung entsprechen. Eine Ebene ist die der drei Doshas, die andere beschreibt die materiellen und submateriellen Bausteine des Lebens.
In vielen europäischen Publikationen wird vom Element Raum gesprochen. Die gebräuchlich ayurvedische Bezeichnung ist Äther.
Äther ist so feinstofflich, dass wir kaum an ihn denken. Er ist gleichbedeutend mit Raum oder Ausmaß.
Luft das Luftelement ist gasartig und hat luftige Eigenschaften. Es ist leicht, durchsichtig, trocken und verteilt sich.
Feuer im Feuer liegt die Kraft der Veränderung und der Verwandlung. Seine Eigenschaften sind Hitze, Trockenheit und die aufwärts gerichtete Bewegung.
Wasser ist flüssig, kalt und fließt abwärts. Es hat keine eigene Gestalt
Erde die Erde ist fest. Ihre Eigenschaften sind Schwere, Härte und eine nur wenig abwärts gerichtete Bewegung.
Eigenschaften der fundamentalen Elemente
Äther | Luft | Feuer | Wasser | Erde |
Feinheit | Leichtigkeit | Hitze | Kälte | Schwere |
Beweglichkeit | Leichtigkeit | Formbarkeit | Unbeweglichkeit | |
Rauheit | Schärfe | Weichheit | Festigkeit | |
Formbarkeit | Glätte |
Verbindungen zwischen Elementen und Organen
Fundamentale Elemente |
feinstoffliche Elemente |
Sinnesorgane | Bewegliche Organe |
Funktion |
Äther | Klang | Ohren | Stimmbänder | Sprechen |
Luft | Berührung | Haut | Hände | Greifen |
Feuer | Erscheinung | Augen | Füße | Fortbewegen |
Wasser | Geschmack | Zunge | Geschlechtsorgane | Zeugen |
Erde | Geruch | Nase | Anus | Ausscheiden |
Krankheit oder Gesundheit in Abhängigkeit der Doshas
Wie bereits erwähnt beruht Ayurveda darauf, dass die Doshas im Gleichgewicht sein sollen. Das bedeutet aber nicht, dass alle drei Doshas zu gleichen Teilen im Körper vorhanden sein müssen. In erster Linie geht es um die individuelle Balance der Doshas. Befindet sich ein Dosha nicht im Gleichgewicht, kommt es zu Störungen im Organismus. Langfristig kann dies zu Krankheiten führen.
Quelle: beautypress.de