Gesundheitsfalle Luftbefeuchter

München (humannews) – Wer plötzlich unter Fieber, Reizhusten und zunehmender Atemnot leidet, hat möglicherweise eine so genannte Befeuchterlunge entwickelt. Darauf weisen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne hin. „In schlecht gewarteten Luftbefeuchtern und Klimaanlagen können sich mit der Zeit verschiedene krankheitserregende Keime ansammeln, die das Gerät im Raum verteilt und die dann eingeatmet werden. Manche Menschen reagieren darauf allergisch mit einer Entzündung der Lungenbläschen (Alveolen) – Mediziner sprechen bei der Befeuchterlunge auch von einer so genannten exogen allergischen Alveolitis (EAA)“, erläutert Dr. Marcus Joest, Facharzt für Innere Medizin, Lungen- und Bronchialheilkunde und Allergologie im Malteser Lungen- und Allergiezentrum, Bonn.
„Patienten und Ärzte sollten wissen, dass die Befeuchterlunge zum Beispiel auch durch verunreinigte Zimmerbrunnen hervorgerufen werden kann oder durch Dampfbügeleisen, deren Wasserinhalt länger nicht mehr gewechselt wurde. Da die Beschwerden der Krankheit nicht unmittelbar nach Kontakt mit dem Allergieauslöser auftreten, ist die zeitliche Zuordnung nicht immer leicht. Außerdem kann die Befeuchterlunge akut auftreten oder einen chronischen Verlauf annehmen. Mitunter ist dem verantwortlichen Allergen schwer auf die Spur zu kommen, weil die Krankheitsbeschwerden meist ohne offensichtliche Ursache kommen und dann wieder gehen. Wenn man aber nachforscht, in welchem Zusammenhang – vor allem: nach Kontakt mit welchen potenziellen Auslösern – die auftretenden Beschwerden stehen könnten, wird man früher oder später fündig, was mitunter allerdings auch etwas Detektivarbeit erfordern kann. Hier können neben einer genauen Anamnese auch spezielle Blutuntersuchungen (so gen. ELISA-Tests auf IgG-Antikörper gegen vermutete Allergene) weiterhelfen.“

Bisher unbekannte Auslöser auf dem Lungenkongress vorgestellt

Eine EAA kann durch ganz unterschiedliche Allergieauslöser hervorgerufen werden. Neue, bisher unbekannte Allergene hat Joest kürzlich auf dem 50. Jahreskongress der DGP in Mannheim im Rahmen eines Symposiums zum Thema EAA vorgestellt. „Neu beschriebene Allergenquellen sind zum Beispiel Gemüselager, in denen sich verschiedene Schimmelpilze niederlassen“, berichtet Joest. „Hier sind kürzlich zwei EAA-Fälle bekannt geworden: ein Zwiebel-Kartoffel-Sortierer und eine Landwirtin, die viel Kontakt mit Endiviensalat hatte.“

Auch Hydrokulturen können mit Schimmelpilz belastet sein

Schimmelpilze können sich aber auch in Hydrokulturen befinden oder im Heu, was bei starker Exposition bekanntlich zur so genannten Farmerlunge führen kann. „Bei dieser werden neuerdings der Schimmelpilz Absidia corymbifera und das Stäbchenbakterium Erwinia herbicula als Auslöser diskutiert. Pneumologisch gesehen kommt es bei der EAA zu entzündlichen oder auch fibrotischen Veränderungen mit Knötchenbildung in der Lunge. Mittlerweile sind auch eine ganze Reihe von Medikamenten und Chemikalien bekannt geworden, die eine EAA verursachen können. Zum Glück verschafft eine konsequente Vermeidung des Auslösers in den meisten Fällen eine baldige Abhilfe, da sich die Beschwerden dann meist rasch zurückbilden.
Eine solche Karenz, die zunächst einmal natürlich voraussetzt, dass das verantwortliche Allergen identifiziert wurde, ist nicht immer leicht zu realisieren. Denn bei Landwirten kann das zum Beispiel bedeuten, den bisherigen Lebensunterhalt aufgeben zu müssen. Das Tragen einer Atemschutzmaske bei der Arbeit kann die Krankheitsbeschwerden zwar verringern, aber nicht ganz ausschalten. Daher müssen Ärzte ihren betroffenen Patienten entweder zu einer beruflichen Veränderung raten oder aber zu einer betrieblichen Umstellung, die eine ausreichende Karenz ermöglicht. Bei beruflichen Auslösern muss eine EAA als Berufskrankheit angezeigt werden, wie das bei der Farmerlunge und der beruflich bedingten Befeuchterlunge auch schon seit langem praktiziert wird.“
Mehr Informationen über die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Lungen- und Atemwegserkrankungen und Allergien finden Betroffene und Interessierte im Internet unter lungenaerzte-im-netz.de.





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