Hamburg (humannews) – Übersinnliches hat Hochkonjunktur. Esoterische Themen und Aberglaube stehen bei vielen Menschen hoch im Kurs: TV-Serien wie „Supernatural“ oder „Ghost Whisperer“ sind Quotenrenner. In Web-Foren tauschen sich Menschen über ihre eigenen unerklärlichen und mysteriösen Erlebnisse aus. Und unter den Heilern gibt es einige „schwarze Schafe“, die mit angeblichen wissenschaftlichen Methoden ihr Geld machen. Mit den Grenzen zwischen echter Erkenntnis und bloßer Vermutung, zwischen Wissenschaft und Esoterik beschäftigte sich die Jahreskonferenz der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) vom 21. bis 23. Mai im Hamburger Völkerkundemuseum.
Die 1987 gegründete GWUP versteht sich als ein „notwendiges Korrektiv und kompetente Anlaufstelle“ für Institutionen und Privatpersonen, die Fragen zu den Themen Astrologie, Parapsychologie, Homöopathie & Co. haben. „Rund 200 Anfragen pro Jahr gehen in der GWUP-Zentrale ein“, so der Leiter Martin Mahner. Denn immer mehr Menschen würden nach einfachen und auch übersinnlichen Erklärungen suchen.
„Warum die Uhr stehen blieb, als Opa starb“
Deutlich wurde dies insbesondere am ersten Kongresstag, der unter dem Motto „Warum die Uhr stehen blieb, als Opa starb“ das Übersinnliche und Unerklärliche auf den Prüfstand stellte. Der Biologe und Wahrnehmungsforscher Rainer Wolf von der Universität Wolfsburg sieht in vielen dieser unerklärlichen Phänomene eine natürliche Erklärung. Dass beispielsweise genau in dem Moment ein Bild von der Wand fällt, in dem die Großmutter verstarb, sei oft nur eine Täuschung und Ergebnis zusammengefügter, lückenhafter Wahrnehmungsstücke in einem emotional bewegenden Moment des Verlustes.
Nicht mehr als Placebo
Dem Bereich der alternativen Medizin widmeten die Skeptiker sogar das gesamte Hauptprogramm und fordern „keine Aufweichung wissenschaftlicher Standards der homöopathischen Medizin.“ Mehr als drei Viertel der Deutschen schwören mittlerweile auf alternative Heilmethode. Das seien zu viele, meint die Vereinigung skeptischer Wissenschaftler, bedenke man, dass die Erfolge der Alternativmedizin zumeist nicht über einen Placeboeffekt hinausgehen, aber dennoch einen ständig wachsenden Milliarden-Euro-Markt bedienen. Die GWUP fordert strengere Zulassungskontrolle für den Einsatz homöopathischer Medikamente und alternativer Heilverfahren.
„Wissenschaft unter Beschuss“
Ein Ansatz, der im Rahmen der Hauptversammlung „Wissenschaft unter Beschuss“ am Freitag weiter vertieft wurde. Die Auseinandersetzung zwischen der Alternativ- und Schulmedizin habe an Schärfe zugenommen, sagt Mahner und kritisiert in diesem Zusammenhang auch das Verhalten der Ärzteorganisationen, die zum „Dialog“ mit der Alternativmedizin aufrufe. Dieses Verhalten sei ambivalent, monierte GWUP-Mitglied Amardeo Sarma, Diplom-Ingenieur für Elektro- und Nachrichtentechnik, die aktuelle Entwicklung. Immer mehr Krankenkassen würden sogar damit werben, die Kosten für Naturheilmittel und Heilpraktiker zu übernehmen.