Ganz gleich ob durch Hitze oder Sport: Wer ins Schwitzen kommt, der braucht Wasser, viel Wasser. Für die Versorgung des Körpers mit diesem Lebenselixier ist es gleichgültig, ob und wie viel Kohlensäure ein Getränk enthält. Doch den meisten Deutschen schmeckt ihr Wasser eben immer noch am besten, wenn’s sprudelt. In den vergangenen 35 Jahren hat sich der Mineralwasserkonsum in Deutschland verzehnfacht und liegt jetzt bei 125 Liter pro Kopf und Jahr – Tendenz weiter steigend. „Im Zuge des anhaltenden Fitness- und Wellnesstrends besinnen sich mehr und mehr Menschen auf die Reinheit und Natürlichkeit von Mineralwasser“, meint Wolfgang Stubbe, Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Mineralbrunnen (VDM). „Im vergangenen Jahr tranken die Deutschen rund zehn Milliarden Liter, davon etwa die Hälfte klassisches Mineralwasser mit einem CO2-Gehalt von rund sechs Gramm pro Liter, weitere 40 Prozent mit reduzierter Kohlensäure. Die Bedeutung von stillem Mineralwasser und ‚Near-Water’-Produkten mit Fruchtzusätzen wächst, bei einem noch geringen Anteil am Markt.“ Die Begeisterung der Deutschen fürs Mineralwasser spiegelt sich auch in der Vielfalt des Angebots wider: 469 Marken zählt etwa die Liebhaber-Webseite „www.mineralwaters.org”. Knapp übertroffen werden die Deutschen im Mineralwasser-Verbrauch und in der Zahl der Marken nur noch von den „Acqua Minerale“-verrückten Italienern.
Um Europas Durst nach Mineralwasser und anderen prickelnden Erfrischungs-getränken zu stillen, bedarf es im Jahr etwa 1,3 Millionen Tonnen CO2 (Kohlendioxid). Einen beträchtlichen Teil davon liefert die BASF als einer der größten CO2-Produzenten Europas. „Wenn Sie in Berlin oder Paris, Athen oder Stockholm ein Mineralwasser bestellen, so ist es durchaus nicht unwahrscheinlich, dass die sprudelnden Bläschen aus der Kohlendioxid-Produktion der BASF kommen“, sagt Michael Hesser, Product Manager Industrial Gases Europe bei der BASF. In unserer Anlage in Ludwigshafen können wir jährlich bis zu 320.000 Tonnen CO2 produzieren, wovon etwa die Hälfte in die Karbonisierung von Getränken geht.“
Damit lassen sich Unmengen von Sprudelperlen erzeugen, die Wassertrinken zu einem prickelnden Erlebnis machen. Doch was genau passiert bei der Ehe zwischen H2O und CO2, wie wird aus einfachem Wasser Sprudel? Die Löslichkeit von CO2 in Wasser hängt wie die aller Gase von Temperatur und Druck ab. Bei der Herstellung werden im Mineralwasser unter hohem Druck größere Mengen CO2 gelöst, die sich mit dem Wasser (H2O) zu Kohlensäure (H2CO3) verbinden (siehe Infografik). Mit dem Öffnen der Flasche fällt der Druck wieder ab, plötzlich sind mehr CO2-Moleküle im Wasser, als dort physikalisch Platz haben. Da es aber seine Zeit dauert, die einmal eingegangene Verbindung mit dem Wasser wieder zu lösen, wird das überschüssige CO2 nur nach und nach frei und perlt noch lange in Form kleiner Bläschen aus dem Wasserglas. Die Stärke des Sprudelns ist vor allem eine Frage der Menge des eingesetzten CO2 – wie viel man für richtig hält, ist eine Frage des Geschmacks.
Bevor es als Kohlensäure ausgedörrte Kehlen erfrischen kann, muss das reine CO2 erst einmal erzeugt werden. Bei der BASF in Ludwigshafen fällt es als Teilprodukt in der Ammoniakherstellung an. In der angeschlossenen Kohlensäurefabrik wird es getrocknet, gereinigt, unter Druck verflüssigt und in Lagertanks abgefüllt. Alternativ lässt sich CO2 aber auch zum so genannten Trockeneis verfestigen, das vor allem für Kühlzwecke zum Einsatz kommt, etwa bei Fluggesellschaften wie der Lufthansa, die damit Lebensmittel für die Reisenden frisch hält.
In welcher Form auch immer: Für den Einsatz in Lebensmitteln, der rund drei Viertel des Marktes ausmacht, darf nur hochreines CO2 das Werksgelände verlassen, dessen Qualität mit Hilfe hochmoderner Verfahren wie der Gas-chromatographie strengstens überwacht wird. Nicht sofort benötigtes CO2 kommt in Ludwigshafen erst einmal in ein Vorratslager, damit es auch bei sommerlichen Hitzeperioden nicht zu Engpässen in der CO2-Versorgung kommt. Schließlich haben Mineralwasser- und CO2-Produzenten die Bedürfnisse ihrer Kunden zu erfüllen – nämlich stets für Kühlung und Erfrischung zu sorgen.
Die Perspektive
Der Markt mit abgefülltem Wasser ist weltweit eine Industrie mit einem Umsatz von rund 35 Milliarden US-Dollar. Die USA hatten in den vergangenen Jahren einen im Vergleich zu Europa geringen Jahreskonsum an Mineralwasser von etwa 45 Liter pro Kopf. Allerdings sind gerade in der gehobenen Gastronomie europäische Importmarken stark im Kommen. Einige exklusive Restaurants in New York beschäftigen bereits „Water Sommeliers“, die den Gast bei der Wahl aus der umfangreichen Wasserkarte beraten.
Aber nicht nur solche High-End-Wässer finden wachsenden Absatz. Auch die Bevölkerung vieler Schwellenländer dürstet es verstärkt nach Mineralwasser. Besonders die bevölkerungsreichen Länder Asiens, in denen importierte Marken oft als Statussymbol gelten, versprechen steigende Absätze für die europäische Wasserindustrie.
„Der Markt für CO2 geht allerdings weit über den Einsatz in Mineralwasser hinaus“, erklärt BASF-Experte Michael Hesser. „Neben der Karbonisierung und Kühlung von Lebensmitteln geht gut ein Viertel der Jahresproduktion in industrielle Anwendungen oder kommt als Brandschutzmittel zum Einsatz.“ Insgesamt ist Deutschland mit 30 Prozent Marktanteil der mit Abstand größte Absatzmarkt für CO2 in Westeuropa, gefolgt von Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien mit einen Marktanteil von jeweils 10 bis 15 Prozent.
Info
Kohlendioxid ist als Produkt der Atmung allgegenwärtig
Kohlendioxid (CO2) ist ein farb- und fast geruchloses, ungiftiges Gas, das etwa 0,04 Prozent der Erdatmosphäre ausmacht. Unter normalem Umgebungs-druck gefriert CO2 bei minus 84 °C zum so genannten Trockeneis. Dabei überspringt es die flüssige Phase, wie man sie etwa von Wasser kennt: das Gas kondensiert zu Eis, bei ansteigenden Temperaturen verdampft dieses wieder direkt zu CO2-Gas. Nur unter hohem Druck lässt sich CO2 bei minus 57 °C verflüssigen.
CO2 ist das allgegenwärtige Produkt der Atmung aller höheren Lebewesen. Dabei kommen ansehnliche Mengen zusammen: An einem Tag produziert ein Mensch rund 850 Gramm CO2, die im Blut in Form von Kohlensäure transportiert und über die Lungen in die Umgebungsluft abgegeben werden. Von dort holen sich übrigens Pflanzen ihr Grundnahrungsmittel CO2, um mit Hilfe von Sonnenenergie den chemischen Prozess der Atmung umzukehren und aus Wasser und CO2 Kohlenhydrate herzustellen.
Kohlensäure fördert Gesundheit und Wohlbefinden
Das Prickeln der Kohlensäure wird von den meisten Menschen als angenehm empfunden, manche Getränke wie Bier oder Sekt wären ohne Kohlensäure kaum genießbar. Doch die Kohlensäure im Mineralwasser hat auch einige gesundheitliche Vorteile:
· Sie regt die Verdauung an und belebt Kreislauf und Nervensystem.
· Kohlensäure macht Getränke haltbar: Sie hemmt das Wachstum von Mikroorganismen und die oxidierende Wirkung von Sauerstoff. In einem Urlaubsland mit bedenklichen hygienischen Verhältnissen daher immer Wasser mit „Gas“ bestellen.
· Im Mund reinigt Kohlensäure die Geschmackspapillen und stimuliert den Speichelfluss, was den Mundraum von Karies verursachenden Speiseresten befreit.
· Mineralwasser wird auch als Helfer für die moderne, leichte Küche sehr geschätzt. Im Dessert entschärft es Kalorienbomben, im Pfannkuchenteig sorgen die feinen Bläschen für ein besonders lockeres Ergebnis.
Pressestern Public Start