Auf der ganzen Welt laufen die Vorbereitungen für das Frühjahrsfest auf höchsten Touren. Das Spannende daran: Ostern wird in allen Ländern unterschiedlich gefeiert. Wissen Sie wie Briten, Jamaikaner oder Neuseeländer die Feiertage begehen?
Großbritannien: „Maundy Money“ am Gründonnerstag
Gavin Turnbull
(Erstbesetzung Timon)
„Wir Briten sind ja ein lustiges Völkchen und genauso lustig sind unsere Traditionen zum Osterfest. Bereits am Gründonnerstag, dem „Maundy Thursday“, verteilt die Queen traditionell „maundy money“ an arme Menschen. Der Betrag richtet sich nach ihrem Alter, deshalb schenkt die 82-Jährige dieses Jahr 82 Pence an 82 Rentnerinnen und 82 Rentner. Ostereier färben wir Briten genauso gerne wie die Deutschen, allerdings lassen wir sie anschließend um die Wette von einem Hügel kullern. Gewonnen hat, wessen Ei zuerst unten ankommt. Auch ich habe schon als Kind am Ostersonntag nach Schokolade und Eiern gesucht, bin mit meiner Familie im schönsten Anzug in die Kirche gegangen und habe mir die bunten Osterparaden angeschaut. Viele Briten sammeln in dieser Zeit auch Weidenkätzchenzweige und tätscheln sich damit gegenseitig, was Glück bringen soll für das nächste Jahr. In dem kleinen Städtchen Olney findet darüber hinaus von Jahr zu Jahr etwas ganz Besonderes statt. Seit über 500 Jahren läuten die Menschen dort das Osterfest mit einem Pfannkuchenrennen ein.“
USA: Happy Easter!
Wilson D. Michaels
(Erstbesetzung Mufasa)
„Ostern ist das Fest der Familie und der Freunde, so wie ein kleines Weihnachten im April. Am Sonntagmorgen bin ich als Kind schon vor dem Sonnenaufgang mit meiner Familie in die Kirche gegangen, wir haben uns festlich angezogen und dem Gottesdienst gelauscht. In Washington dürfen Kinder traditionell Eier suchen und die harten Eier anschließend mit einem Stock vorantreiben. Auch der Präsident lässt sich dieses Spektakel nicht entgehen und verschenkt Ostereier aus Holz mit seiner Unterschrift und der der First Lady. In unserer Familie gibt es an Ostern immer Lamm mit Kartoffeln und Gemüse, was auch symbolischen Charakter hat. Und alle freuen sich über das Beisammensein. Vorher organisiert die ganze Nachbarschaft eine große Suchaktion und die Kinder suchen nach Eiern, die allerdings nicht aus Schokolade sind, sondern eine Nummer in sich tragen, die man später in ein kleines Geschenk eintauscht. Ich liebe es, für Freunde zu kochen und Menschen einzuladen, die mir am Herzen liegen.“
Brasilien: Besinnung auf den Ursprung
Mariana Pinto de Souza
(Tänzerin Swing/ Cover Sarabi)
„Páscoa, wie wir Ostern nennen, ist insbesondere eine Besinnung auf den Glauben und die Kirche. Vielerorts finden Umzüge statt, bei denen die Gläubigen Statuen von der heiligen Maria oder des Körpers von Christus mit sich tragen. Dabei wird eine spezielle Paste aus Nüssen und anderen Zutaten, die sogenannte „Pasçoca“, an Besucher verteilt. Ob ich Schokoladeneier kenne? Klar, auch in Brasilien verstecken Eltern für ihre Kinder allerlei Süßigkeiten und freuen sich, wenn die Kleinen herumirren, um sie zu finden. An Ostern geht es uns darum, jeden Tag bewusster zu leben und zu sich zu finden. Der Fokus liegt also auf der geistlichen und nicht der materiellen Erfüllung. Die ganze Familie kommt zusammen und erlebt diese besondere Zeit mir leckerem Essen und der Besinnung auf das Wesentliche. Von daher ist mir auch die Fastenzeit vor dem Osterfest sehr wichtig, die am Aschermittwoch im Februar oder Anfang März beginnt und bis Ostern andauert.“
Zur Tulpenblüte nach Holland
Harrie Poels
(Erstbesetzung Pumbaa)
„Schon Mitte März beginnt die weltberühmte Tulpenblüte in Holland. Dann verwandeln sich die Tulpenfelder in ein Meer von bunten Farben. 5.500 Tulpensorten werden in Holland gepflegt und der Höhepunkt ist der bekannte Tulpenkorso von der Stadt Noordwijk nach Haarlem Ende April. Ansonsten unterscheidet sich das Osterfest nicht viel von dem in Deutschland. Die Kinder bemalen Eier und schmücken damit Bäume und Sträucher und warten gespannt darauf, was der Osterhase ihnen versteckt hat. Man genießt gemeinsam den Frühlingsanfang bei leckerem Ostergebäck. Ostern heißt auf Holländisch übrigens Pasen, entsprechend werden Ostereier und Osterhase Paasei und Paashaas genannt. Auch in Holland lieben die Kinder das „Eiertikken“. Sie bewaffnen sich mit einem Korb voller bunter Eier und schlagen die jeweils gleichfarbigen Eier solange aneinander, bis eines kaputt ist. Jeder versucht so, möglichst viele gegnerische Eier zu zerbrechen. Wie man sieht, haben die Menschen in Deutschland und Holland ähnliche Traditionen, in meiner Heimat ist es durch die Tulpenmeere einfach nur ein wenig bunter.“
Neuseeland: Kiwi statt Osterhase
Lee Dunn
(Sängerin Swing)
„Auch in meiner Heimat Neuseeland wird Ostern zelebriert. Der „Good Friday“ und der „Easter Monday“ sind Feiertage, an denen auch alle Geschäfte geschlossen haben. Die obligatorischen Schokoladenosterhasen und Nougateier gibt es auch bei uns, aber ansonsten sieht man nicht viel Osterschmuck oder bunte Schaufenster. Da wir Ostern erst im Spätsommer feiern, eignen sich die freien Tage ideal, um mit der Familie Ausflüge in die Nationalparks oder ans Meer zu unternehmen. In meiner Familie lieben wir es, ein großes Barbecue in der Natur zu veranstalten. Geschenke gibt es nicht, aber den „Easter egg hunt“, bei dem die Kinder ausschwärmen, um Schokoladeneier zu suchen. Deshalb sind die Strände zu Ostern besonders voll. Witzigerweise haben wir auch bei uns die „Osterpanik“ am Samstag, dem einzigen Tag während des Osterfestes, an dem die Geschäfte geöffnet sind. Dann bilden sich lange Schlangen an den Markständen, Supermarktkassen oder Geldautomaten, als würde es wochenlang nichts mehr zu kaufen geben. Anders als in Deutschland ist es bei uns allerdings nahezu unmöglich, weiße Eier zu kaufen, von daher ist auch die Tradition des Ostereierfärbens wenig bis gar nicht verbreitet. Für die Agrarwirtschaft gilt der Hase als Plage, Umweltschutzorganisationen setzen sich deshalb dafür ein, dass unser Nationalvogel, der Kiwi, Nachfolger des Osterhasen wird.“
Jamaika: Lange Nächte mit Livemusik
Jessica Mears
(Walking Cover Rafiki/ Nala/ Sarabi/ Shenzi)
„Auf Jamaika nehmen wir Feiertage ziemlich ernst und meistens genießt man schon am Vorabend ausgelassene Parties und Shows mit Livemusik, zusätzlich zum regulären Nachtleben. Tagsüber tummeln sich die Jamaikaner dann an den wunderschönen Stränden oder in den Parks, genießen ein gemeinsames Picknick oder machen einen Ausflug. Gefeiert wird bis in die Nacht hinein und besonders der Karnevalssonntag, der erste Sonntag nach Ostern, ist ein besonderer Tag, an dem alle in Tanzlaune sind. Auf Jamaika gibt es eine abwechslungsreiche Kulturszene und Musik ist ein wichtiger Teil unserer nationalen Identität. Dass an den Feiertagen also an jeder Ecke Bands spielen und Leute dazu tanzen, ist selbstverständlich. Osterfeuer oder Eiersuchen spielen keine Rolle, stattdessen genießen wir die Natur und lieben Fisch und Meeresfrüchte, die wir zusammen mit einheimischen Früchten wie Ananas, Papaya, Mango oder Bananen zubereiten. Außerdem sparen wir nicht mit Gewürzen und essen generell gerne scharf. Das wichtigste an Ostern ist das Teilen. Wir kochen und backen, bringen unseren Nachbarn Fruchtkuchen vorbei, gehen in die Kirche, besuchen Freunde und genießen es, bei der Familie zu sein.“
Kuba: Weder Ostern, noch Weihnachten
Yanisleisy Aguilar Diaz
(Dance Captain/ Tänzerin Swing)
“Gefeiert wird auf Kuba viel, aber so eine Fülle an Feiertagen wie in Deutschland gibt es bei uns bei weitem nicht. 1970 schaffte Fidel Castro zum Beispiel Weihnachten ab und erst im Jahr 1998, auf Wunsch von Papst Johannes Paul II., wurde das Fest wieder offiziell eingeführt. An Ostern ist also gar nicht zu denken, es gibt keine Eiersuche, Süßigkeiten oder gar Geschenke für die Kinder. Die gibt es nicht einmal an Weihnachten, denn obwohl der 25. Dezember wieder ein Feiertag ist – Geschenke, Weihnachtsschmuck, Beleuchtung und Klingelingeling – das alles gibt es in Kuba schon lange nicht mehr. Ostern ist nur noch blasse Erinnerung von älteren Leuten, die Jahre vor der Revolution geboren wurden. Der Tag der Arbeit zum Beispiel, der 1. Mai, ist ein Tag, an dem Fidel Castro eine Ansprache hält und die Menschen auf die Straßen gehen, um zu feiern. Außerdem lieben wir Kubaner den Karneval im Sommer. Besonders für mich als Tänzerin ist das ein Highlight – die Musik, das bunte Treiben und die gut gelaunten Menschen. Auch Silvester feiern wir mit Feuerwerk und einem guten Rum. Aber Ostern? Nein, das kenne ich von zu Hause nicht. Traurig bin ich deswegen nicht, dafür komme ich aus einem Land, in dem die Sonne immer scheint. Und Sonnenschein ist ein guter Grund zum Feiern.“
Süddeutschland: Wer hat den schönsten Brunnen?
Theodor Reichardt
(Erstbesetzung Ed/ Cover Zazu/ Cover Timon)
„Ich komme aus Franken, genauer gesagt aus dem schönen Städtchen Bamberg. Bei uns gibt es eine besondere Tradition, die nicht nur den Leuten aus der Region Spaß macht, sondern auch immer wieder Touristen Freude bereitet. Jede Gemeinde schmückt ihren Dorfbrunnen mit Blumen, Gestecken und bunten Ostereiern. Natürlich versuchen sich die Gemeinden gegenseitig zu übertreffen und so ist es auch nicht unüblich, dass am Ende der schönste Brunnen gekürt und das Städtchen mit einer Prämie für ihre Mühen belohnt wird. Teilweise ist sogar ein „Osterbrunnentourismus“ zu beobachten, Menschen die mit dem Rad oder dem Auto von Ort zu Ort fahren und die Brunnen bewundern, die meist im Zentrum der Ortschaft stehen. Im Süden Deutschlands wird zum Osterfest auch gern gebacken. Kleine Lämmer aus Sandkuchenteig werden liebevoll in den Ofen geschoben, um anschließend in der Kirche geweiht und dann gemeinsam verspeist zu werden. Am schönsten ist es, wenn der Frühling sich schon ankündigt, die Blumen blühen und die Sonne lange scheint. Dann kann man die freien Tage draußen verbringen und in vollen Zügen genießen.“
Bildquelle: muehlhausmoers.com