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Der Diabetes mellitus ist eine Störung der Kohlenhydratverwertung. Aus verschiedenen Gründen kann es dazu kommen, dass das Hormon Insulin, das für die Aufnahme von Zucker in Muskel-, Leber- und Fettzellen zuständig ist, nicht mehr ausreichend ausgeschüttet wird.
In der Folge verbleibt der
Zucker verlängert im Blut. Als eine besondere Form der Erkrankung zählt der Schwangerschafts- bzw. Gestationsdiabetes (GDM). Es handelt sich hierbei um einen Diabetes, der erstmalig in einer Schwangerschaft auftritt.
Immer mehr Frauen sind betroffen
Die Zahl der Frauen, die einen Schwangerschaftsdiabetes entwickeln, ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Das muss nicht unbedingt einen tatsächlichen Anstieg widerspiegeln, sondern kann auch damit zusammenhängen, dass Screening-Untersuchungen häufiger geworden sind. Leichte Formen des Gestationsdiabetes, die ohne Screening nicht auffällig geworden wären, werden nun in die Statistik mit aufgenommen.
Entsprechend schwanken internationale Werte zwischen 1 und 20%. Dennoch: Gestationsdiabetes ist keine Seltenheit und betrifft knapp 4 % der Schwangeren allein in Deutschland. Meistens tritt die Störung dabei im zweiten oder dritten Schwangerschaftsdrittel auf.
Hormone und Nahrung nehmen Einfluss
In der Schwangerschaft kommt es zu einer hormonellen Umstellung. Vermehrt werden Hormone der Plazenta ausgeschüttet wie Östrogen, beta-HCG und Progesteron, die als „Gegenspieler“ des Insulins wirken. Zudem spielen bestimmte Risikofaktoren eine Rolle, hierzu zählen:
• Übergewicht
• Lebensalter über 30 Jahre
• Diabetes in der Familie
• Hohes Geburtsgewicht (>4.5kg) eines Kindes in früherer Schwangerschaft
Im Hinblick auf die einflussnehmenden Risikofaktoren, kann von einer Ähnlichkeit der Schwangerschaftsdiabetes zu Typ-2-Diabetes gesprochen werden. Äußere, vermeidbare Faktoren erhöhen das Risiko einer Erkrankung. Insbesondere spielen hierbei eine ungesunde und einseitige Ernährung sowie mangelnde Bewegung und das damit häufig einhergehende Übergewicht eine große Rolle.
Symptome werden häufig erst spät bemerkt
Das größte Risiko eines Schwangerschaftsdiabetes ist, dass die werdende Mutter ihn zumeist gar nicht bemerkt. Eine Harnwegsinfektion oder Scheidenpilz können dezente Hinweise sein, müssen jedoch nicht zwingend im Krankheitsverlauf auftreten. Auch erhöhte Blutdruckwerte bleiben eher unbemerkt. Häufig werden Symptome in Verbindung zur allgemeinen Veränderungen des Körpers während der Schwangerschaft gebracht.
Gestationsdiabetes ist aber nicht ungefährlich und kann sowohl für die Mutter als auch das Kind gesundheitliche Risiken hervorrufen. Darum sollten Schwangere an einer Screening-Untersuchung teilnehmen. Empfehlungen sprechen sich für regelmäßige Screenings aller Schwangeren, unabhängig von vorliegenden Risikofaktoren, aus. Es wird davon ausgegangen, dass ohne eine solche Untersuchung etwa bis zu 40 % der Fälle einer Schwangerschaftsdiabetes nicht erkannt werden.
Weitere Informationen zu Vorsorge-Screenings: DDG
Risiken für Mutter und Kind
Wird der Diabetes nicht behandelt, erhöht sich das Risiko einer Frühgeburt und die Gefahr der
Mutter, zu versterben, beispielsweise im Rahmen einer Präeklampsie. Das Risiko von Komplikation wie einer Fehl- oder Todgeburt, Kaiserschnitt-Geburt, Dammriss sowie Frühgeburt steigt.
Zudem erkranken Frauen, die während der Schwangerschaft an Diabetes litten, später zehnmal häufiger an einer chronischen Diabetes-Erkrankung als Frauen, deren Schwangerschaft normal verlief. In einer erneuten Schwangerschaft haben Frauen, die bereits betroffen waren, ein deutlich höheres Risiko, erneut einen Diabetes zu entwickeln.
Für das Kind ist der Schwangerschaftsdiabetes in vielerlei Hinsicht gefährlich, es kann zu einer diabetischen Fetopathie (diabetische Krankheit des ungeborenen Kindes) kommen. Symptome der diabetischen Fetopathie sind:
• Unterzuckerung nach der Geburt
• Atemstörungen
• Zu niedrige Kalziumkonzentration im Blut
• Zu wenig Magnesium im Blut
• Hyperbilirubinämie.
Bilirubin ist ein Abbaustoff des roten Blutfarbstoffes. Durch die hohen
Zuckerwerte produziert das Kind im Mutterleib zu viel Insulin, was neben vielen anderen Folgen zu einer Entwicklungsstörung der Lungen führt. Der dadurch entstehende Sauerstoffmangel regt die Bildung von roten Blutkörperchen an. Nach der Geburt fällt der Blutzucker ab und es überwiegt der Abbau der roten Blutkörperchen. Bilirubin ist ein gelblicher
Stoff, dessen Konzentration zunächst im Blut ansteigt und sich dann in den Skleren (Lederhaut des Augapfels) sowie in der Haut ablagert.
Das Neugeborene entwickelt nach gewisser Zeit eine Gelbsucht (Ikterus). Zudem das Kind ein hohes Geburtsgewicht (Makrosomie) aufweisen und es besteht das erhöhte Risiko eines Atemnotsyndroms. Mit zunehmendem Alter erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind Übergewicht und Diabetes mellitus entwickelt.
Weitere Informationen zu Risiken: 121doc
Vorbeugen mit gesunder Lebensweise
Wenngleich die Gesundheitsrisiken ernst zu nehmen sind und erschreckend erscheinen, kann einer Gestationsdiabetes relativ einfach vorgebeugt bzw. behandelt werden. Zumeist reicht es, die Ernährung umzustellen und den Verzehr von Kohlenhydraten zu reduzieren. Nur bei etwa jedem sechsten Fall von Schwangerschaftsdiabetes muss zusätzlich noch Insulin gespritzt werden.
Mit entsprechender Lebensumstellung kann eine Insulintherapie in 85% der Fälle vermieden werden.
Es ist wichtig, sich klar zu machen, dass eine Schwangere nicht für zwei Menschen essen muss. In der 17. Schwangerschaftswoche ist der Fötus gerade einmal 10 cm lang und 100 g schwer. Wichtig sind Obst, Gemüse und Nährstoffe wie Eisen, Vitamin C, Protein, Calcium und Folsäure. Wenngleich Vollkornprodukte empfohlen werden, ist es wichtig maximal 40-50% Kohlenhydrate täglich zu sich zu nehmen. Der Kalorienbedarf liegt ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel bei etwa 30kcal pro Kilogramm Körpergewicht.
Im Zweifel können Ärzte und Ernährungsberater um Hilfe gebeten werden. Durch eine ausgewogene, gesunde Ernährung und gegebenenfalls eine Reduzierung des Gewichts kann dem Gestationsdiabetes sogar vorgebeugt werden.
Weitere Informationen zum Nährstoffbedarf: akademos
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